HE: I was in East Damascus in 2013. This year I fled to the city, to the centre. That’s where it started, the war started there. The main reason that caused the flight was: I was at work and I am an accountant by profession. My wife called and said to me, “Come and get me! Because of the kids. There’s a vehicle with rockets outside the door.” My house was right next door, the neighbors have been hit. They died. There was blood everywhere. This whole attack lasted about an hour, and then it calmed down again. That’s when my wife called. The road was blocked, I couldn’t run away.
SHE: My son was in the toilet at that time and was in shock after the attack, he was mute.
HE: After my wife called me, I immediately wanted to go to her, but the road was blocked.
SHE: We went out of the apartment with our neighbours. People told me it was life-threatening to go to my husband now. We still arrived at my husband’s. It took me four hours to get to him. It usually takes twenty minutes.
HE: In another place outside of Damascus my family lived. We spent a year there from 2013 to 2014. The situation there was a little more secure. But only a little. It could always have been that I walked across the street and suddenly a bomb appears. Or when I’m at the workplace.
SHE: Even at my children’s school a bomb went off. I thought they were dead.
HE: The company I worked for was very close to President Assad’s palace. It was very dangerous there. We were in the focus of the conflict there, because it was an important place for political and tactical reasons. In 2013, when we lived under this constant fear, we wanted to flee to Jordan. But they turned us down and sent us back. Then we went back to Syria. Back to Damascus again. At the beginning of 2015, my wife and three children fled to Turkey to join my sister.
SHE: Actually, I didn’t want to flee to Turkey, but wanted to go to Afrin. Because my son, his health, his psyche was very troubled. He was still in a state of shock, he was very, very nervous. I didn’t want to go to Turkey. But I went there anyway. The way there was very, very dangerous.
HE: Usually the route is four hours. It took 24 hours, though. Everything you can imagine in terms of danger has happened this way. Four of the five buses that were on their way were kidnapped.
SHE: I stayed in Turkey for five months, alone with my children. After that, my husband followed. I was alone in Turkey at that time. Five months alone. During this time I wanted to go back to Damascus. But if I would have done that, there would have been a lot of problems.
HE: Yes, she might have been killed. After five months, I went to Turkey to see my wife. I stayed there one day. On the second day, many people have started their journey to Europe, across the sea. My son and I went to Izmir, we just went with the people. In Izmir we boarded a rubber dinghy with 40 people. From Izmir we went to Greece, to a city. From there we took a big ship to Athens. From Athens we continued by bus via Croatia, Macedonia to Austria. From Vienna I took the ICE train to Frankfurt. I travelled from Frankfurt to Dortmund to an initial admittance facility. There was a transfer to Lindlar near Cologne by bus. I’ve been there for a month. Then to Rheine. Six weeks I was there, also a camp. Afterwards I came to Cologne from Rheine. I’ve been here a year and eight months. And we’re looking for an apartment. It’s hard in Germany, especially in Cologne. There’s a lot to be done. I should integrate myself, I have to learn a lot, the apartments here in the accommodation are not so good…. If there hadn’t been a war in Syria, I wouldn’t have come. I can’t really work here, learning German is hard… I have received the stay initially for one year. Then I went to the lawyer. Eight months later, the BAMF informed me that I was accepted as a refugee and my family could catch up with me. But that took another five months. After five months my wife came to Germany with my children.
SHE: I even wanted to go back to Turkey because my health is very bad. I’m deficient in iron and vitamins.
HE: She has circulatory problems, she is often fainting. She has a blood problem.
SHE: My son even reached such a state that he got a fever and passed out. I’ve been here in Germany for 18 days now. I wouldn’t have imagined it that way.
HE: In the two years my son was here, his mental health was very poor. He missed his mother, he got depressed, had no friends…
SHE: Of course he is in a difficult psychological situation. Now I want to be able to move into an apartment. I would very much like to continue my education.
HE: I want to speak German perfectly. Because I want to work, understand people and talk to them. I find the Germans very nice and would like to get in touch with them.
Storyteller’s name: Anonymous
Interviewer’s name: Sebastian Abresch and Sarah El Desoke
Country of origin: Syria
Sex: m and f
Age: –
Deutsch:
ER: Ich bin 2013 in Ost-Damaskus gewesen. In diesem Jahr bin ich in die Innenstadt geflohen, ins Zentrum. Dort hat es angefangen, der Krieg hat dort angefangen. Der Hauptgrund, der Auslöser für meine Flucht war: Ich war auf der Arbeit und bin Buchhalter von Beruf. Meine Frau hat angerufen und zu mir gesagt: „Komm und hol mich! Wegen den Kindern. Vor der Türe steht ein Fahrzeug mit Raketen.“ Mein Haus war direkt in der Nähe, die Nachbarn sind getroffen worden. Sie sind gestorben. Überall war Blut.Dieser ganze Angriff hat circa eine Stunde gedauert, danach ist es wieder ruhiger geworden. In dieser Zeit rief meine Frau an. Der Weg war versperrt, ich konnte nicht weglaufen.
SIE: Mein Sohn war zu der Zeit auf der Toilette und stand nach dem Angriff unter Schock, er war stumm.
ER: Nach dem Anruf meiner Frau wollte ich natürlich sofort los zu ihr, aber der Weg war versperrt.
SIE: Wir sind dann mit unseren Nachbarn aus der Wohnung rausgegangen. Die Leute haben mir gesagt, es sei lebensgefährlich, wenn ich jetzt zu meinem Mann gehe. Wir sind trotzdem angekommen bei meinem Mann. Ich habe vier Stunden bis zu ihm gebraucht. Normalerweise dauert es zwanzig Minuten.
ER: In einem anderen Ort etwas außerhalb von Damaskus hat meine Familie ja gewohnt. Dort waren wir von 2013 bis 2014 ein Jahr. Dort war die Lage ein wenig sicherer. Aber nur ein wenig. Es hätte immer sein können, dass ich über die Straße gehe und plötzlich kommt eine Bombe. Oder wenn ich in der Firma bin.
SIE: Sogar in der Schule meiner Kinder ist eine Bombe eingeschlagen. Ich dachte, sie seien tot.
ER: Die Firma, in der ich gearbeitet habe, war ganz nahe dem Palast von Präsident Assad. Das war sehr gefährlich dort. Wir waren dort im Brennpunkt des Konfliktes, denn es war ein wichtiger Ort aus politischen und taktischen Gründen. 2013, als wir unter dieser ständigen Angst gelebt haben, wollten wir nach Jordanien fliehen. Aber sie haben uns abgelehnt und zurück geschickt. Dann sind wir wieder nach Syrien gereist. Wieder zurück nach Damaskus. Anfang 2015 ist meine Frau mit drei Kindern in die Türkei zu meiner Schwester geflohen.
SIE: Eigentlich wollte ich nicht in die Türkei fliehen, sondern wollte nach Afrin. Denn mein Sohn, seine Gesundheit, seine Psyche war sehr belastet. Er war immer noch in einem Schockzustand, er war sehr, sehr schreckhaft. Ich wollte nicht in die Türkei. Ich bin aber trotzdem dorthin. Der Weg dorthin war sehr, sehr gefährlich.
ER: Normalerweise ist der Weg vier Stunden. Es hat aber 24 Stunden gedauert. Alles, was man sich an Gefahren vorstellen kann, ist auf diesem Weg passiert. Von fünf Bussen, die auf dem Weg waren, sind vier entführt worden.
SIE: Ich bin fünf Monate in der Türkei geblieben, alleine mit meinen Kindern. Danach ist mein Mann nachgekommen. Ich war in der Zeit alleine in der Türkei. Fünf Monate alleine. In dieser Zeit wollte ich gerne zurück nach Damaskus. Aber wenn ich das getan hätte, hätte es viele Probleme gegeben.
ER: Ja, sie wäre vielleicht umgebracht worden. Nach fünf Monaten bin ich in die Türkei zu meiner Frau. Einen Tag bin ich dort geblieben. Am zweiten Tag haben viele Leute die Reise nach Europa angetreten, über das Meer. Mein Sohn und ich sind nach Izmir gefahren, wir sind einfach mit den Leuten gegangen. In Izmir sind wir mit 40 Leuten in ein Schlauchboot gestiegen. Von Izmir sind wir nach Griechenland, in eine Stadt. Von dort aus haben wir ein großes Schiff nach Athen genommen. Von Athen aus ging es mit dem Bus weiter über Kroatien, Mazedonien nach Österreich. Von Wien aus habe ich den ICE nach Frankfurt genommen. Von Frankfurt bin ich nach Dortmund gereist in eine Erstaufnahmeeinrichtung. Mit dem Bus gab es von dort aus einen Transfer nach Lindlar bei Köln. Dort war ich einen Monat. Danach nach Rheine. Sechs Wochen war ich dort, ebenfalls ein Camp. Danach bin ich dann von Rheine nach Köln gekommen. Hier bin ich schon ein Jahr und acht Monate. Und wir suchen eine Wohnung. Es ist schwer in Deutschland, besonders in Köln. Es wird viel gefordert. Ich soll mich integrieren, ich muss viel lernen, die Wohnungen hier in der Unterkunft sind nicht so gut… Wäre kein Krieg in Syrien, wäre ich nicht gekommen. Ich kann hier nicht richtig arbeiten, Deutsch lernen ist schwer… Ich habe den Aufenthalt zunächst für ein Jahr bekommen. Dann bin ich zum Anwalt gegangen. Acht Monate später gab es einen Bescheid vom BAMF, dass ich als Flüchtling anerkannt werde und meine Familie nachholen kann. Das hat aber nochmal fünf Monate gedauert. Nach fünf Monaten ist meine Frau mit meinen Kindern nach Deutschland gekommen.
SIE: Ich wollte sogar mal zurück in die Türkei, weil mein Gesundheitszustand sehr schlecht ist. Ich habe Mangel an Eisen und Vitaminen.
ER: Sie hat Kreislaufprobleme, ihr ist oft schwindelig. Sie hat Blutarmut.
SIE: Mein Sohn hat sogar so einen Zustand erreicht, dass er Fieber bekommen hat und hier ohnmächtig wurde. Ich bin seit 18 Tagen jetzt hier in Deutschland. Ich hätte es mir nicht so vorgestellt.
ER: In den zwei Jahren, die mein Sohn jetzt hier war, war sein psychischer Zustand sehr schlecht. Er hat seine Mutter vermisst, er wurde depressiv, hatte keine Freunde…
SIE: Natürlich kommt er da in eine schwierige psychische Lage. Jetzt habe ich vor allem den Wunsch, dass wir in eine Wohnung ziehen können. Ich möchte mich sehr gerne weiterbilden.
ER: Ich möchte perfekt Deutsch sprechen. Denn ich möchte arbeiten, die Leute verstehen und mit ihnen sprechen. Ich finde die Deutschen sehr nett und möchte gerne mehr in Kontakt kommen.
Name des Storytellers: Anonymous
Namen der Moderatoren: Sebastian Abresch und Sarah El Desoke
Herkunftsland des Storytellers: Syrien
Geschlecht des Storytellers: männlich und weiblich
Alter des Storytellers: –