Only now am I able to understand what homesickness means

I came to Germany from Iraq in 2012 – today I am 20 years old. I am currently doing an internship in health care at the German Youth Migration Service (JID). I work there as a guide but also as a translator and I can get a vocational diploma.

At the age of 16, I left my home country for religious reasons. My father decided at the time that I should go to Europe because I would have better chances there. At that time I left my family and my home. It was tough. As a child I had no homesickness – only now am I able to understand what homesickness means.

I started my journey with a brother. I came to Greece by boat via Turkey. We were very lucky. In the middle of the high sea the boat burst and we threatened to go down. To prevent this from happening, we held the leak with our bare hands.

From Greece I was then transported by truck to Italy with about 80 other people. The truck was locked up and we could hardly breathe in the vehicle – without my brother I would not have survived the trip.

When we arrived in Bari, the police asked us why we came to Italy. After the survey, most of the people were sent back to Greece. The police told us that we have three days to decide whether to stay in Italy or continue our trip. We didn’t have money or shelter, and we spent the night in the street. A man then took us into a church and gave us clothes and food. He was also so nice and paid us a hotel for two nights. During this time we tried to contact our older brother in Germany. He sent us a car so that we could get to Germany by car.

I feel very comfortable in Cologne. Somehow I live in two worlds, because a different culture is lived here. I spend a lot of time with Germans. Sometimes I don’t know what I’m allowed to say or not because I feel misunderstood. The people in Cologne are open. It will be a hard time leaving Germany, especially Cologne.

Storyteller’s name: SYG
Interviewer’s name: Alina Kolinski
Country of origin: Iraq
Sex: m
Age: 20

 

Deutsch:

2012 kam ich aus dem Irak nach Deutschland – heute bin ich 20 Jahre alt. Ich mache zurzeit ein Praktikum im Gesundheitswesen beim Jugendmigrationsdienst Deutschland (JID). Ich arbeite dort als Begleiter aber auch als Übersetzer und kann dort auch ein Fachabitur erhalten.

Mit 16 Jahren habe ich meine Heimat aus religiösen Gründen verlassen. Mein Vater hatte damals entschlossen, dass ich nach Europa fahren solle, weil ich in Europa bessere Chancen hätte. Damals habe ich die Familie und auch die Heimat verlassen. Es war hart. Als Kind hatte ich noch kein Heimweh – erst jetzt bin ich in der Lage, zu begreifen, was Heimweh bedeutet.

Meine Reise trat ich mit einem Bruder an. Mit einem Boot bin ich über die Türkei nach Griechenland gekommen. Wir hatten viel Glück. Mitten auf hoher See ist das Boot an einer Stelle geplatzt und wir drohten unterzugehen. Damit dies nicht passiert, hielten wir die undichte Stelle mit bloßen Händen fest. Von Griechenland bin ich dann mit ca.  80 weiteren Menschen in einem LKW nach Italien transportiert worden. Der LKW war zugesperrt und wir bekamen kaum Luft in dem Fahrzeug – ohne meinen Bruder hätte ich die Fahrt nicht überlebt. In Bari angekommen hat uns die Polizei gefragt, warum wir nach Italien gekommen sind. Nach der Befragung wurde der größte Teil der Menschen  wieder nach Griechenland zurückgeschickt. Uns hat die Polizei gesagt, dass wir drei Tage Zeit hätten, um uns zu entscheiden, ob wir in Italien bleiben oder weiterfahren wollen. Wir hatten weder Geld noch Unterkunft und übernachteten auf der Straße. Ein Mann hat uns dann in einer Kirche aufgenommen und uns Kleidung und Essen gegeben. Er war auch so nett und hat uns zwei Übernachtungen in einem Hotel bezahlt. In dieser Zeit haben wir versucht unseren älteren Bruder in Deutschland zu kontaktieren. Er hat uns ein Auto geschickt, so dass wir mit dem Auto nach Deutschland einreisen konnten.

Ich fühle mich in Köln ganz wohl. Irgendwie lebe ich in zwei Welten, weil hier eine andere Kultur gelebt wird. Ich verbringe sehr viel Zeit mit Deutschen. Manchmal weiß ich nicht, was ich sagen darf oder nicht, weil ich mich missverstanden fühle. Die Leute in Köln sind offen. Ich werde es schwer finden, Deutschland –vor allem Köln – zu verlassen.

Name des Storytellers: SYG
Name des Moderators/der Moderatorin: Alina Kolinski
Herkunftsland des Storytellers: Irak
Geschlecht des Storytellers: männlich
Alter des Storytellers: 20Jahre

Dublin Core: Language: de Subject: refugee, asylum, Iraq, Germany, a million stories