The guardian angel

I was alone in Bahrain. All this way, I was alone. During the first two months in Germany, I was alone. After Bahrain withdrew my visa, I went to Turkey for five days. From there I went on a boat to Greece. The driver of the boat was drunk, so he even threw up. We slept on the boat, but there were no safety vests. It was also difficult in Greece. We had no water. We walked 12 hours. We didn’t know whether to cry or to laugh. We were singing. In Hungary there was a stop for the first time. Most of the time we had to sleep on the floor. But eventually they took us to Germany by bus, train or taxi. The whole journey up to here took 21 days. 21 long days. First I wanted to go to the city where my brother lives. But that was not possible. At some point I came to Overath.

One day… one day a guardian angel came to me. Martina is a priestess in Overath. She helped me study, she found a house for me. She’s very nice. She had an office in our quarters. Sometimes she brought presents and sweets for the children. But most importantly, she was there. That she’s someone you can go to if you have problems. I’m sure I had a lot of problems before and here, but I want to thank her. It was a difficult time in Germany. Some Germans are afraid of us. They’ve got a bad opinion. But they should give us a chance to hear and learn their language. I went to school for German A1 and B1. I learned A2 at home alone. It feels more like home when I’m with friends. That’s why I like school. You get to know many people and learn German together. German is our common language. But since we all learn, the German is sometimes not so well spoken. I would like to finish the German course and then work for two years to gain experience and improve my German. After that I would like to do an apprenticeship.

One day, I know that I’m no longer dependent on the job center. Then I’m independent. Then I have a family and know that I will be able to help and give back to Germany what the country and the people have done for me.

I’m still afraid of the future. That I realize at some point that I didn’t become the person I always wanted to be. That I’m dependent on others. But I am very happy that there are many opportunities and help when you need it. Cause I came here to Germany for a target. I will do my best to achieve it. And when I reach it, I will be happy and relieved. Then the long way was worth it. And I know that I can achieve it because I get a lot of help and support from the people I know here.

In Germany I had many “first times”. First time I saw snow. Or carnival. The people in their costumes. It overwhelmed me. A lot of things are new. Every day is different, but that’s a good thing. Every day is a new adventure.

Storyteller’s name: Ghali Tarakji
Interviewer’s name: Hannah Tahershams
Country of origin: Syria
Sex: m
Age: 20

 

Deutsch:

In Bahrain war ich alleine. Den ganzen Weg über war ich alleine. Die ersten zwei Monate in Deutschland war ich alleine. Nachdem Bahrain mir mein Visa entzog, ging ich in die Türkei für fünf Tage. Von dort aus ging ich auf ein Boot Richtung Griechenland. Der Fahrer des Bootes war betrunken, so dass er sich sogar übergeben musste.

Wir schliefen auf dem Boot, aber Sicherheitswesten gab es nicht. In Griechenland war es auch schwer. Wir hatten kein Wasser. Wir liefen 12 Stunden. Wir wussten nicht ob wir weinen oder lachen sollten. Wir haben gesungen. In Ungarn war erst mal Stopp. Die meiste Zeit mussten wir auf dem Boden schlafen. Aber irgendwann fuhren sie uns mit Bussen, Zügen oder Taxen nach Deutschland. Die ganze Reise bis hierher hatte 21 Tage gedauert. 21 lange Tage. Zuerst wollte ich in die Stadt, in der auch mein Bruder lebt. Aber das war nicht möglich. Irgendwann kam ich nach Overath.

Eines Tages…eines Tages kam ein Schutzengel zu mir. Martina ist Pfarrerin in Overath. Sie half mir beim Lernen, sie fand ein Haus für mich. Sie ist sehr nett. Sie hatte ein Büro in unserer Unterkunft. Manchmal brachte sie Geschenke und Süßigkeiten für die Kinder. Aber am wichtigsten ist, dass sie da war. Das sie jemand ist, zu dem man gehen kann wenn man Probleme hat. Ich bin sicher, dass ich viele Probleme hatte, vorher und auch hier, aber ich möchte ihr danken. Es war eine schwierige Zeit in Deutschland. Manche Deutschen haben Angst vor uns. Sie haben eine schlechte Meinung. Aber sie sollten uns eine Chance geben, dass wir ihre Sprache hören und lernen können. Für Deutsch A1 und B1 bin ich zur Schule gegangen. A2 habe ich zuhause alleine gelernt. Es fühlt sich mehr wie zuhause an, wenn ich mit Freunden zusammen bin. Deshalb mag ich die Schule gerne. Man lernt viele Menschen kennen und man lernt gemeinsam Deutsch. Deutsch ist unsere gemeinsame Sprache. Aber da wir alle lernen, ist es manchmal nicht so gutes Deutsch. Ich möchte den Deutschkurs beenden und dann für zwei Jahre arbeiten, um Erfahrungen zu sammeln und mein Deutsch zu verbessern. Danach würde ich gerne eine Ausbildung machen.

Eines Tages, das weiß ich, bin ich nicht mehr abhängig vom Jobcenter. Dann bin ich selbstständig. Dann habe ich eine Familie und weiß, dass ich Deutschland helfen werde und zurückgeben kann, was das Land und die Leute für mich getan haben.

Vor der Zukunft habe ich trotzdem Angst. Das ich irgendwann feststelle, dass ich nicht die Person geworden bin, die ich immer sein wollte. Das ich doch abhängig bin von anderen. Aber ich bin sehr glücklich, dass es hier viele Chancen gibt und Hilfe, wenn man sie braucht. Denn ich kam hier nach Deutschland für ein Ziel. Ich werde mein Bestes geben es zu erreichen. Und wenn ich es erreicht habe, werde ich glücklich und erleichtert sein. Dann hat sich der lange Weg gelohnt. Und ich weiß, dass ich es erreichen kann, weil ich hier viel Hilfe und Unterstützung bekomme von den Menschen, die ich hier kenne.

In Deutschland hatte ich viele „erste Male“. Das erste Mal, dass ich Schnee gesehen habe. Oder Karneval. Die Menschen in ihren Kostümen. Das hat mich überwältigt. Vieles ist neu. Jeder Tag ist anders, aber das ist gut so. Jeder Tag ist ein neues Abenteuer.

Name des Storytellers: Ghali Tarakji
Name der Moderatorin: Hannah Tahershams
Herkunftsland des Storytellers: Syrien
Geschlecht des Storytellers: männlich
Alter des Storytellers: 20

Dublin Core: Language: de Subject: refugees, asylum, Syria, Germany, a million stories