The story of suffering – Her story

After my husband went to prison, I didn’t hear from him. My little daughter Eva was three months old at that time, I had no milk and could not feed her. I fed them water and sugar. I went to my neighbors and borrowed money for milk for my daughter. They were very nice and caring. A bomb fell on a house near us, and then I fled. I took my children. When I left, my husband was in prison, I couldn’t go anywhere. His relatives told me to flee to Turkey. But I couldn’t do that, he was in prison! And so I spent my time begging so that I could buy water and sugar for my children. I went to a place where many refugees were gathered. In one place. That’s where my daughter got sick, she was three months old. She had something on her chest. I collected things together. To cook to make fire, I burned different things like clothes and these toxins made my daughter sick.

So I stayed in this situation for a while, until the bombing of the prison. People told me my husband died. So even in the place where we were, bombs went off. We then moved on to another place. I stayed there for about two and a half months. There were some things, household appliances, food for my kids. The free army provided us with a little bit of food and necessities, so I could give it to my children. But in the end, they didn’t care for us anymore. So I had to steal to take care of my kids. Then I travelled from X to Afrin. I stayed with my sister-in-law. They also had children – and because of the war they couldn’t carry me for long. So I went to the big building, the old military school. I stayed there for 1.5 months, but there was nothing to eat and nothing to drink. My children were plagued by lice, but I had no comb, no shampoo.

I was then notified and told that my husband had come out of prison. I felt the need to look for him, but his siblings wouldn’t let me. “You can’t look for your husband with four children.” The family said my husband would come to me. So I stayed in this situation for twelve days until I saw that he actually came. My husband came, but my children didn’t recognize him after what happened to him in prison. I hardly recognized him either. He had changed so much, he was so thin. I fainted when I saw him. His father died. He didn’t see him, but I saw him. My mother died too. They all died in this phase of the war.

My heart is hurt and destroyed, I have seen war in Syria and my husband. I’ve seen things that are so heavy. I have a son and I wanted more children. Now I’m pregnant and we want to live in a small apartment. I wish myself health and that’s all, nothing more.

Storyteller’s name: Anonymous
Interviewer’s name: Sebastian Abresch and Sarah El Desoke
Country of origin: Syria
Sex: f
Age: 39

 

Deutsch:

Nachdem mein Mann ins Gefängnis gekommen ist, habe ich nichts mehr von ihm gehört. Meine kleine Tochter Eva war damals drei Monate alt, ich hatte keine Milch und konnte sie nicht füttern. Ich habe sie mit Wasser und Zucker gefüttert. Ich bin zu meinen Nachbarn gegangen und habe Geld für Milch geliehen für meine Tochter. Sie waren sehr nett und fürsorglich. Da ist eine Bombe auf ein Haus in unserer Nähe gefallen und dann bin ich geflohen. Ich habe meine Kinder mitgenommen. Als ich gegangen bin, war mein Mann ja im Gefängnis, ich konnte nirgendwo hingehen. Seine Verwandten haben gesagt, ich soll in die Türkei fliehen. Aber das konnte ich nicht machen, er war ja im Gefängnis! Und so habe ich dann meine Zeit verbracht, habe gebettelt, sodass ich Wasser und Zucker für meine Kinder kaufen konnte. Ich bin zu einem Ort gegangen, wo sich viele Flüchtlinge versammelt waren. Auf einem Platz. Dort ist meine Tochter krank geworden, sie war drei Monate alt. Sie hatte etwas an der Brust. Ich habe dann Dinge zusammengesammelt. Zum Kochen, um Feuer zu machen, habe ich verschiedene Dinge wie z.B. Kleidung verbrannt und diese Giftstoffe haben meine Tochter krank gemacht.

So bin ich in diesem Zustand eine Zeit lang geblieben, bis zum Bombardement des Gefängnisses. Die Leute haben mir dann gesagt, mein Mann sei gestorben. So sind selbst in dem Ort, an dem wir waren, Bomben eingeschlagen. Wir sind dann zu einem weiteren Ort weitergezogen. Dort bin ich ungefähr 2,5 Monate geblieben. Dort waren ein paar Sachen, Haushaltsgeräte, Essen für meine Kinder. Die freie Armee hat uns ein bisschen versorgt mit Essen und notwendigen Dingen, das konnte ich dann meinen Kindern geben. Am Ende haben sie uns aber nicht mehr versorgt. So musste ich klauen, um meine Kinder zu versorgen. Dann bin ich von [X] nach Afrin gereist. Bei meiner Schwägerin bin ich untergekommen. Sie hatten auch natürlich Kinder – und wegen dem Krieg konnten sie mich nicht lange tragen. So bin ich dann in das große Gebäude gegangen, die alte Soldatenschule. Dort bin ich 1,5 Monate geblieben, aber dort gab es nichts zu Essen und nichts zu Trinken. Meine Kinder wurden von Läuse geplagt, aber ich hatte keinen Kamm, kein Shampoo.

Danach wurde ich benachrichtigt und mir wurde gesagt, dass mein Mann aus dem Gefängnis gekommen ist. Ich hatte das Bedürfnis nach ihm zu suchen, aber seine Geschwister haben das nicht zugelassen. „Du kannst ja nicht mit vier Kindern nach deinem Mann suchen.“ Die Familie meinte, mein Mann würde zu mir kommen. So bin ich zwölf Tage in dieser Situation geblieben, bis ich gesehen habe, dass er tatsächlich gekommen ist. Mein Mann ist gekommen, aber meine Kinder haben ihn nicht wieder erkannt, nach all dem, was ihm im Gefängnis passiert ist. Ich habe ihn auch kaum erkannt. Er hatte sich so verändert, er war so dünn. Ich bin in Ohnmacht gefallen, als ich ihn gesehen habe.

Sein Vater ist gestorben. Er hat ihn nicht gesehen, aber ich habe ihn gesehen. Meine Mutter ist auch gestorben. Sie sind alle gestorben in dieser Phase des Krieges.

Mein Herz ist verletzt und zerstört, ich habe in Syrien den Krieg gesehen und meinen Mann. Ich habe Dinge gesehen, die sind so schwer. Ich habe einen Sohn und ich wollte noch mehr Kinder. Jetzt bin ich schwanger und wir wollen in einer kleinen Wohnung leben. Ich wünsche mir Gesundheit und das ist alles, mehr nicht.

Name des Storytellers: Anonymous
Namen der Moderatoren: Sebastian Abresch und Sarah El Desoke
Herkunftsland des Storytellers: Syrien
Geschlecht des Storytellers: weiblich
Alter des Storytellers: 39

Dublin Core: Language: de Subject: refugees, asylum, syria, germany, a million stories